Mittwoch, 31. Oktober 2012

Rezension: "Der Architekt" von Jonas Winner




Quelle: Privates Foto, am Morandini-Tor, Hattingen

2 von 5 Sternen

Viele Psychos, wenig Thrill...

Optik
Das Cover gefällt mir. Es ist zwar eher schlicht gehalten mit den schwarzen und weißen Streifen. Aber irgendwie hat es etwas Anziehendes. Es macht den Eindruck es wolle den Leser in das Buch hineinziehen. Leider prangt in riesigen Lettern der Name des Autors auf dem Cover und dem Titel wurde nur ein bedeutend kleinerer Platz eingeräumt. Das finde ich generell etwas schade, ich mag es eher anders herum. Noch kleiner unter dem Titel steht es sei ein Psychothriller. Hier hätte man durchaus die Schrift noch kleiner und kleiner bis zur Unkenntlichkeit werden lassen können, denn das war es für mich definitiv nicht. Aber dazu später mehr.

Inhalt
Julian Götz, Stararchitekt in Berlin, ist angeklagt, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter nachts im Schlaf ermordet zu haben.
Ben Lindenberger ist Autor und auf der Suche nach DER Idee überhaupt, die ihm endlich den nötigen Erfolg beschert. Er bekommt Wind von dem Prozess und ist sofort Feuer und Flamme, diesen für ein Buch auszuschlachten. Immer mehr hängt er sich hinein, nimmt Kontakt zum Angeklagten und der Familie auf und wird immer weiter hinter die Kulissen gezogen.

Meinung
Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und für Psychothriller bin ich immer zu haben. Leider hat es der Autor mit diesem Buch nicht geschafft, mich zu überzeugen. Zu Anfang beginnt die Geschichte viel versprechend, die Grundidee hat mich angesprochen und ich war interessiert wie es weiter gehen wird. Die Geschichte wird einer Seits aus der Sicht von Ben erzählt und es gibt einen zweiten Handlungsstrang, in dem Mia die Person ist, um die es sich dreht. Lange (gut 3/4 des Buches) ist ungewiss in wie weit beide Stränge miteinander zu tun haben.
Allerdings kam für mich an keiner Stelle diese kribbelige Spannung auf, die ich sonst bei Psychothrillern verspüre. Es war mehr ein zur Kenntnis nehmen, besonders je weiter die Story fortgeschritten ist. Es wurde immer verwirrender und kurioser. Der Protagonist erleidet aus heiterem Himmel ständig Halluzinationen und für mich war es schwer aus einander zu halten, was ist jetzt wahr und was bildet er sich nur ein. Keiner der Charaktere konnte mich für sich einnehmen, sie sind zum Teil recht unsympathisch, bleiben nur flach beleuchtet und handeln vor allem in manchen Situationen total realitätsfern. Natürlich ist es eine fiktive Geschichte aber bei bestimmten Sachen kann man einfach nur den Kopf schütteln.
Die Aufklärung des Falls war dann noch ein wenig überraschend aber konnte es für mich leider auch nicht rausreißen.
Der Schreibstil des Autors war im Übrigen flüssig zu lesen, allerdings waren einige Textstellen so verwirrend geschrieben, dass ein nachmaliges Lesen selbiger angebracht war.

Fazit
Gute Grundidee die Potenzial gehabt hätte, wurde leider nicht gut genug umgesetzt. Es beginnt viel versprechend verliert sich aber dann in Kuriositäten und Verwirrungen. Mit keinem der Charaktere konnte ich viel anfangen, alle haben in irgendeiner Weise "einen an der Pfanne".
Für mich war das kein Psychothriller, ich habe keinen Moment in irgendeiner Weise für irgendwen mitfiebern können. Schade, ich hatte mir wesentlich mehr erhofft.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Rezension: "Wassermanns Zorn" von Andreas Winkelmann

Quelle: www.rowohlt.de

5 von 5 Sternen

Was im Wasser lauert

 

Optik  
Das Cover macht bereits klar, dass es hier nicht um seichte Lektüre gehen wird. Die Farben passen gut zu dem Thema des Buches, es ist ein Gewässer zu erkennen, welches überwiegend nur von einem gigantischen Blitz erhellt wird. Rot springt einen der Titel und besonders das Wort "Zorn" entgegen. Sehr schön, hier wird der Blick zunächst auf den Titel gezogen und nicht auf den Autorennamen der hier in verhaltenen schwarzen Lettern am oberen Rand zu finden ist.
Leider ist die Oberfläche nicht matt, sodass es jetzt nach dem Lesen etwas begrabbelt aussieht. Auch ist der Buchrücken mit ganz ganz wenig Leim verarbeitet, so dass selbst ich eine leichte Leserille fabriziert habe.

Inhalt
Ihren Einstieg als frischgebackene Kommisarin hatte sich Manuela Sperling wohl ein wenig anders ausgemahlt. Gleich am ersten Tag wird sie mit der ersten Leiche konfrontiert. Eine Prostituierte wird in einem See aufgefunden, ertränkt vom "Wassermann" und mit einer Botschaft in den Bauch geritzt. Die ist an niemand minderen gerichtet als an Manuelas Chef Eric Stiffler. Ein nicht wirklich sympatischer Zeitgenosse, der Manuela deutlich spüren lässt, was er von weiblichen Frischlingen mit einer ausgeprägten Neugier und Eifrigkeit, hält. Als eine zweite Leiche auftaucht, die ebenfalls mit Stiffler in Verbindung gebracht werden kann, ist sich Manuela sicher: Dieser Typ hat etwas zu verbergen.

Meine Meinung
Wassermanns Zorn hat mich wirklich mitgerissen und nicht mehr losgelassen. Einmal eingetaucht, möchte man nur noch weitergespült werden, bis man das rettende Ufer erreicht hat und dem Wassermann entkommen ist.
Es war wirklich vom ersten bis zum letzten Tropfen spannend.
Der Schreibstil war sehr angenehm und mitreißend. Die Kapitelenden warteten oft mit Cliffhangern auf, was es einem nicht leichter machte das Buch mal aus der Hand zu legen. ich habe mit den Charakteren oft mitgefiebert und wenn man denkt man weiß was jetzt kommen muss, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und es kommt doch ganz anders.
Der Thriller wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, es gibt also mehrere Protagonisten. Da wäre einmal Manuela Sperling, die eifrige, frischgebackene Kommisarin. Eric Stiffler, ihr unsympatischer Chef mit den machohaften Ansichten.
Lavinia Wolff, die sich verfolgt fühlt und einem großen Traum nachhängt. Und dann noch Frank, der nette Taxifahrer, der es nicht so ganz einfach getroffen hat im Leben.
Und dann ist da natürlich noch der Wassermann.
Die Handlungsstränge laufen nach und nach zusammen bis sich am Ende alle Puzzleteilchen zusammenfügen und es zu einem nicht ganz so erwarteten, aber überraschenden Abschluss kommt, bei dem man nochmal nach Luft schnappt.
Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden die kursiv geschrieben sind. Sie bringen nach und nach Licht in die Abgründe des Wassermanns.

Fazit
Mir hat dieser Thriller außerordentlich gut gefallen und ich wurde sehr gut unterhalten. ich hatte bereits ein anderes Buch von Andreas Winkelmann mit Freude gelesen und werde auch seine anderen Werke lesen. Ja, auch deutsche Autoren können Thriller schreiben, wie hiermit einmal mehr bewiesen worden ist.
Ich kann "Wassermanns Zorn" uneingeschränkt weiter empfehlen.
Aber Vorsicht: Spätestens nach Lesen dieses Buches wird man sich wohl um einiges unwohler in Gewässern fühlen.
War da nicht eine Berührung am Bein?